1.Preis des Mosaik-Jugendpreises 2024 für Menschenrechtsbildung

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“Ich hätte die Mörder sehen können. Vom Hof meiner Schule aus.” – Kooperation zwischen FAU und Scharrer-Mittelschule zur Menschenrechtsbildung erhält den 1.Preis des Mosaik-Jugendpreises 2024

Im Juni 2005 wurde unser Mitbürger İsmail Yaşar während der Schulzeit in seinem Imbiss gegenüber der Scharrer-Mittelschule von zwei rechtsextremen Terroristen des sogenannten NSU ermordet. Sein Sohn war Schüler der Scharrer-Mittelschule und “hätte die Mörder sehen können. Vom Hof [s]einer Schule aus.”[1] Eine verstörende Erfahrung vor allem für die Familie, aber auch für alle Mitglieder der Schulcommunity als auch des gesamten Stadtteil-Umfelds.

Eine Kooperation zwischen dem Arbeitsbereich Didaktik der Sozialkunde / Politik und Gesellschaft und einer achten Klasse hatte zum Ziel, denen, die diesen Ort in ihrer Alltagswelt täglich rezipieren, die Möglichkeit zu bieten, eigene Schwerpunkte in Gestaltung und Kontextualisierung zu bieten. Die Studierenden gestalteten unter Leitung von Jan Rauch den Gedenkort aktiv, kreativ und eigenverantwortlich mit Schüler*innen der Scharrer-Mittelschule weiter. Dieser wird bereits seit Jahren von Schüler*innen und Lehrkräften u. a. der SMV der Scharrer-Mittelschule kontextualisiert und gepflegt. In mehreren Projekten und kontinuierlichen Aktionen arbeitet die Schule daran, diesen auch als Lernort für Menschenrechte zu didaktisieren. Dabei stellte das Projektseminar `“Ich hätte die Mörder sehen können. Vom Hof meiner Schule aus.” Aktives Gestalten des Gedenkortes an Ismail Yaşar als Mahnmal und Lernort mit Schüler*innen einer Mittelschule´ einen weiteren Baustein in der Demokratie- und Menschenrechtsbildung dar.

Folgende Leitfragen waren dabei zentral:

Wie können wir als Gesellschaft mit dieser Tat und den Strukturen rechtsextremer Terrorvereini-gungen umgehen? Was können wir aus diesen Erfahrungen lernen? Wie lässt sich das Gedenken an das Opfer mit einer menschenrechtssensiblen Zukunftsperspektive verbinden? Welche sind unsere Bezugspunkte eines werteorientierten demokratischen Zusammenlebens?

In Kleingruppen erarbeiteten je zwei bis drei Studierende gemeinsam mit je ca. vier Schüler*innen dabei eine Homepage, eine digitale Schnitzeljagd, eine Infotafel am Gedenkort, neue Bepflanzung und Pflege sowie die Gestaltung der Eingangstreppe des Schulhauses zum Sichtbarmachen der Namen und Daten aller Opfer des sog. NSU.

Das Projekt leistete einen aktiven, handlungsorientierten, wertebasierten Beitrag zur demokratischen Gesellschaft. Es brachte Jugendliche und junge Erwachsene verschiedener sozialer Herkunft, verschiedener Lebenswelten und unterschiedlichen Alters dazu, sich gemeinsam mit den Taten und besonders mit den Opfern des sog. NSU (mit Schwerpunkt Nürnberg) intensiv zu beschäftigen, eigene Ideen zum Gedenken und Kontextualisieren zu entwickeln und sich politisch zu engagieren.

 

Der Preis wird organisiert von der Stelle für interkulturelle Arbeit und dem Fachdienst Politische Bildung des Pädagogischen Instituts – Zentrum für kommunales Bildungsmanagement der Landeshauptstadt München sowie dem Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg.

Weitere Informationen: https://www.nuernberg.de/internet/menschenrechte/mosaik_jugendpreis.html

[1 ] Yasar, Kerem: Ich fühle mich so heimatlos, in: John, Barbara: Unsere Wunden kann die Zeit nicht heilen. Breisgau 2014, S. 93.